Die alljährliche Fahrt zur NS-Gedenkstätte Hadamar fand am 19. und 20. September statt. Die Fahrt wurde dieses Jahr auf zwei Tage vergeteilt, da der Doppeljahrgang zu groß ist, um die Gedenkstätte an einem Tag zu besuchen.
Nach der gut einstündigen Fahrt kamen wir in Hadamar an. Dort erhielten wir eine Führung durch die Gedenkstätte. Neben der Behandlung dieser schwierigen Thematik im Unterricht soll der Besuch dieser Gedenkstätte, also die Konfrontation mit der historischen Ausstrahlung des Ortes, jedem die Möglichkeit geben, selbst Zugang zu Täter- und Opferthematik zu finden.

(Quelle: Gedenkstätte Hadamar)
Zur Zeit der Euthanasie gab es in Hadamar zwei Mordphasen: Die erste Mordphase war im Zeitraum von Januar bis August 1941. Die zweite Mordphase fand von Juli 1942 bis März 1945 statt. In der ersten Mordphase wurden Behinderte und psychisch Erkrankte vergast. In der zweiten Mordphase wurden die Opfer mit Überdosen von Medikamenten ermordet oder man ließ sie einfach verhungern.
Erste Mordphase (Januar bis August 1941)
In der ersten Mordphase kamen die Opfer mit Autobussen aus anderen psychiatrischen Einrichtungen zuerst in einer Busgarage an. Nachdem der Bus in eine abgeriegelte Garage gefahren war, mussten die Insassen aussteigen. Von der Busgarage aus wurden sie durch einen Gang direkt ins Hauptgebäude geführt. Dort gab es einen großen Raum, in dem sich die Opfer entkleiden mussten. Danach wurden sie in ein Behandlungszimmer geführt, in dem ein Arzt auf sie wartete und ihre Identität überprüfte. Bei der Untersuchung wurden einige Opfer mit einem großen schwarzen Kreuz auf dem Rücken markiert. Die markierten Opfer wurden später für sogenannte „Forschungszwecke“ verwendet.

(Quelle: Landeswohlfahrtsverband Hessen)
Bei den Untersuchungen im Labor wurde das Gehirn der Opfer entnommen und für die Forschung verwendet. Noch bis in die 1990-er Jahre sollen diese Überreste zur medizinischen Ausbildung von Ärzten an deutschen Universitäten herangezogen worden sein. Durch die Rauch- und Geruchentwicklung konnten die Einwohner Hadamars die Tötungen nur vermuten. Im August 1941 wurde aufgrund einer Anordnung Adolf Hitlers die erste Mordphase beendet.
Es war für uns alle ein beklemmendes Gefühl, im Keller all dies zu erfahren und nachzuerleben. Uns allen ist es unbegreiflich, wie man so etwas Schreckliches ohne schlechtem Gewissen machen konnte.

(Quelle: Landeswohlfahrtsverband Hessen)
Nach der Beendigung der ersten Mordphase wurden die Räume, in denen die Tötung vorgenommen wurde, umgebaut, um Spuren der Vernichtung zu verwischen. In der zweiten Mordphase wurden die Opfer nicht mehr vergast, sondern sie bekamen eine Überdosis an Medikamenten oder sind schlicht verhungert. Diese Art der Hinrichtung wurde zwischen den Pflegern und Ärzten abgesprochen. Sie wählten jeweils aus, wer hingerichtet werden sollte. In dieser Mordphase wurden nicht nur die ursprünglichen Opfer ermordet, sondern auch zum Teil deren Kinder. Diese Kinder waren z. B. sogenannte „Halbjuden“, da sie zum Beispiel einen arischen Vater und eine jüdische Mutter hatten.

(Foto: Florian Ganss)